Eine effiziente Lesestrategie ist eine wichtige Fertigkeit, mit der du dich vor deinem Bemühen um eine Zusammenfassung des Textes auseinandersetzen solltest. Eine solche Lesestrategie besteht aus mindestens drei Stufen, die du durchlaufen solltest:
- HINTERGRUNDRECHERCHE vor dem LESEN
- TEXTERSCHLIESSUNG während des LESENS, die umfassen kann:
- ÜBERFLIEGEN des Textes (Querlesen)
- eingehendes LESEN des Textes
- die BEDEUTUNG ergründen
- NOTIZEN anfertigen, eventuell im Text selbst Anmerkungen anbringen
- Nach dem LESEN die NOTIZEN überprüfen und ordnen
Die Hintergrundrecherche ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer gelungenen Zusammenfassung, indem du Informationen zu dem Text suchst: zum Autor, zum Thema, zum größeren Zusammenhang und zur Funktion des Textes.
Die Texterschließung ist jene Phase, in der du den Text kritisch liest und versuchst, zunächst zu erkennen und dann zu entscheiden, was wichtiger ist: die wesentlichen Gedanken oder Tatsachen (bei einem expositorischen Text) oder die wichtigsten Ereignisse und Figuren (bei einem narrativen Text).
Die Erschließung des Textes setzt das Anfertigen von Notizen zum Inhalt oder das Anbringen von Anmerkungen auf den Seiten des Textes selbst voraus.
Das Überprüfen der Notizen nach dem LESEN ist die letzte Phase des Leseprozesses, wenn du deine Notizen ordnest und (eventuell) visuelle Hilfsmittel heranziehst, um dein Verständnis des Textes grafisch auszudrücken.
HINTERGRUNDRECHERCHE
Bevor du den Text liest, ist es unbedingt notwendig, dass du seinen Hintergrund erschließt. Dies kann dir wertvolle Informationen liefern, die du später in deine Zusammenfassung einbauen kannst.
Verschiedene Fragen können dir dabei helfen, Informationen über den Text zu beschaffen:
- Wer ist der Autor des Textes?
- Welches Werk desselben Autors habe ich schon gelesen?
- Was ist der Gegenstand oder die Aussage des Textes?
- Was weiß ich bereits über dieses Thema?
- Welche ähnlichen Texte habe ich bereits gelesen, und
- Warum hat mir die Lehrperson oder der/die Ausbildnerin diese Lektüre zugeteilt? (Dies ist die wichtigste Frage, die es zu beantworten gilt.)
Falls du weder mit dem Autor noch mit dem Thema des Textes vertraut bis, versuche, zusätzliche Informationen aus einer Bibliothek zu beschaffen, oder suche im Internet (z. B. YouTube oder Wikipedia).
TEXTERSCHLIESSUNG
Texterschließung bedeutet, dass der Lesevorgang effizient gestaltet ist. Du solltest:
- den Text überfliegen
- den gesamten Text von Anfang bis Ende durchlesen
- 3. nach den wichtigsten Informationen oder Elementen des Texts suchen
- den Text noch einmal aktiv lesen: Mach dir Notizen und markiere Wörter und Abschnitte.
Den Text ÜBERFLIEGEN (QUERLESEN)
Unter Überfliegen meint man, dass ein Text sehr schnell gelesen wird; man spricht auch von Querlesen.
Dieses Querlesen hilft dir dabei, die wichtigen Elemente in einem Text aufzuspüren. Während des Querlesens, achte auf:
- Überschriften, Zwischenüberschriften in dem Text,
- fett gedruckte, unterstrichene, zitierte oder markierte Textteile,
- Bilder, Grafiken, Diagramme oder Abbildungen jeder Art.
Beim Querlesen des Textes liest du nur jeweils den ersten Satz eines jeden Absatzes. Anschließend versuchst du, eine Antwort auf folgende Frage zu geben:
Wovon spricht der Autor in diesem Text?
Den Text eingehend LESEN
Nachdem du den Text überflogen hast, lies ihn von Anfang bis Ende durch. Versuche, den Sinn zu verstehen, Zusammenhänge herzustellen und die wesentlichen Elemente, die der Autor vorbringt, zu erkennen:
- das Thema und die wesentlichen Gedanken oder Figuren und Ereignisse (bei einem narrativen Text),
- die Details, die diese Gedanken untermauern,
- die Schlüsselsätze und den Schlusssatz, falls der Text solche enthält.
Bedeutung und Struktur ERGRÜNDEN
Ein Thema ist das Wort oder die Wortgruppe, auf die sich alles in einem Text bezieht.
Der Hauptgedanke eines Textes ist die wichtigste Information, die in dem Text enthalten ist. Ein Nebengedanke (untergeordneter Gedanke) ist ein ergänzender Gedanke, der zum Hauptgedanken tritt – er gibt zusätzliche Informationen zum Hauptgedanken.
Der Hauptgedanke eines Textes beinhaltet: ein Thema und die wesentlichen Aussagen zu diesem Thema. Der Hauptgedanke wird oft in einem Satz zu Beginn eines Absatzes ausgedrückt, den man „Schlüsselsatz“ nennt.
Thema und Hauptgedanke eines Textes
Sieh dir den folgenden Textausschnitt an, in dem Thema und Gedanken markiert sind.
“Die Republik Irland nimmt einen Großteil der Insel Irland vor der Küste von England und Wales ein. Dublin, ihre Hauptstadt, ist die Geburtsstätte von Schriftstellern wie Oscar Wilde und Samuel Beckett. Wegen ihrer üppigen Landschaft und grünen Hügel wird Irland auch „Grüne Insel“ genannt. Schlösser und uralte keltische Stätten wechseln einander ab. Legenden von Kriegern mit aller Weisheit der Welt und von Kobolden, die ihr Gold am Ende des Regenbogens verstecken, tun das Ihrige zur mystischen Anziehungskraft von Irland.“
Das Thema dieses Textes ist Irland und der Hauptgedanke ist folgender: Irland ist ein märchenhaftes Land „auf einer grünen Insel“ und ein Land mit langer Geschichte und außergewöhnlich reichem kulturellem Erbe.
Wenn du den Hauptgedanken herauslösen und ausformulieren möchtest, empfiehlt es sich, beim Lesen des Textes jene Abschnitte abzugrenzen, die eindeutig Informationen zu einer einzelnen Tatsache oder Handlung oder zu einem bestimmten Ereignis enthalten.
Dann schreibe diese Information in einer einzigen Aussage nieder (kurzer Satz oder Wortgruppe).
Wenn du den Nebengedanken (untergeordneten Gedanken) herauslösen und ausformulieren möchtest, ist es erforderlich, den Textabschnitt noch einmal zu lesen, aus dem du den Hauptgedanken herausgelöst hast. Versuche, Einzelheiten zu den Tatsachen, Ereignissen bzw. Handlungen zu erkennen, die vom Hauptgedanken beschrieben wurden.
Eine einfache und effiziente Methode, die dir dabei helfen kann, die Themen und die wichtigsten Gedanken in einem Text zu erkennen, den du zusammenfassen willst, ist die Ausformulierung von leitenden Fragen mithilfe von Wer?, Was?, Wann?, Wo?, Warum?, Welch…?:
- Welche wesentlichen Tatsachen, Ereignisse oder Figuren werden in dem Text dargestellt?
- Welche Beziehungen zwischen den Gedanken, Tatsachen, Figuren, Ereignissen bestehen in dem Text?
- Warum hat der Autor in dem Text bestimmten Gedanken Ausdruck verliehen?
- Wann hat die Handlung im Text stattgefunden?
- Wo hat die Handlung im Text stattgefunden?
Indem du Antworten auf eine in sich schlüssige Reihe von Fragen findest, kannst du bereits einen Entwurf für deine Zusammenfassung anfertigen.
Eine weitere wichtige Empfehlung ist, dass du beim Lesen des Textes, den du zusammenfassen willst, nach den allgemeinen Eigenschaften des Textes Ausschau hältst:
- nach dem Texttyp: narrativ, expositorisch, argumentativ,
- nach den Informationskategorien, falls diese im Text vorkommen,
- nach der Textstruktur: Einleitung, Hauptteil, Schlussteil etc.
Wenn du Einzelheiten zu Texttyp, Informationskategorien und Textstruktur herausfindest, kann dir das ungemein dabei helfen zu erkennen, was wichtig ist diesem Text.
Informationskategorien eines Textes
Im folgenden Text geht es um den Puma. In der Tabelle auf der nächsten Seite wurde der Text in Absätze unterteilt und die wesentlichen Informationskategorien sind farblich markiert.
Der Puma, auch bekannt als Silberlöwe, Berglöwe oder Kuguar, gehört zu den größten Katzenarten und kommt in Nord- und Südamerika vor. Sehr anpassungsfähig, ist der Puma in den meisten Arten von Lebensräumen in Amerika zu finden. Er ist nach dem Jaguar die zweitschwerste Katze der Neuen Welt. Von Natur aus zurückgezogen und meist ein Einzelgänger, gilt der Puma zu Recht als nacht- und dämmerungsaktiv, obwohl man ihn bisweilen auch tagsüber antrifft. Der Puma lauert seiner Beute auf, die sehr vielfältig ist: Vorrangige Futterquellen sind vor allem Wild, aber auch Vieh. Er jagt aber auch so kleine Arten wie Insekten und Nagetiere. Der Puma bevorzugt Lebensräume mit dichtem Unterholz und felsigen Gebieten für die Lauerjagd, er kann jedoch auch im offenen Gelände leben. Der Puma ist reviergebunden und überlebt auch bei niedriger Populationsdichte. Die Größe der einzelnen Reviere hängt vom Gelände und vom Ausmaß an vorhandener Beute ab. Der Puma ist scheu und meidet den Menschen. Tödliche Angriffe auf Menschen sind selten, sind jedoch in Nordamerika in den letzten Jahren gestiegen, da die Menschen vermehrt in die Reviere der Pumas eindringen. Ihre massive Bejagung im Zuge der Kolonisierung durch die Europäer und die laufende Erschließung des Lebensraums der Pumas durch den Menschen hat zu einem dramatischen Rückgang der Population geführt. Insbesondere im Osten Nordamerikas wurde der Puma Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet, abgesehen von einer Unterart in Florida, dem Florida-Panther.
Verbreitungsgebiet
Der Puma, auch bekannt als Silberlöwe, Berglöwe oder Kuguar, gehört zu den größten Katzenarten und kommt in Nord- und Südamerika vor. Sehr anpassungsfähig, ist der Puma in den meisten Arten von Lebensräumen in Amerika zu finden.
Merkmale und Verhalten
Von Natur aus zurückgezogen und meist ein Einzelgänger, gilt der Puma zu Recht als nacht- und dämmerungsaktiv, obwohl man ihn bisweilen auch tagsüber antrifft.
Jagdweise
Der Puma lauert seiner Beute auf, die sehr vielfältig ist: Vorrangige Futterquellen sind vor allem Wild, aber auch Vieh. Er jagt aber auch so kleine Arten wie Insekten und Nagetiere.
Bevorzugte Lebensräume
Der Puma bevorzugt Lebensräume mit dichtem Unterholz und felsigen Gebieten für die Lauerjagd, er kann jedoch auch im offenen Gelände leben. Der Puma ist reviergebunden und überlebt auch bei niedriger Populationsdichte. Die Größe der einzelnen Reviere hängt vom Gelände und vom Ausmaß an vorhandener Beute ab.
Der Puma und die Menschen
Der Puma ist scheu und meidet den Menschen. Tödliche Angriffe auf Menschen sind selten, sind jedoch in Nordamerika in den letzten Jahren gestiegen, da die Menschen vermehrt in die Reviere der Pumas eindringen.
Bestand
Ihre massive Bejagung im Zuge der Kolonisierung durch die Europäer und die laufende Erschließung des Lebensraums der Pumas durch den Menschen hat zu einem dramatischen Rückgang der Population geführt. Insbesondere im Osten Nordamerikas wurde der Puma Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet, abgesehen von einer Unterart in Florida, dem Florida-Panther.
NOTIZEN machen
Lies den Text noch einmal und analysiere ihn. Dann unterteile den Text (in Teile, Abschnitte, Absätze), versieh ihn mit Anmerkungen (schreibe Kommentare an den Rand der Seiten) und markiere im Originaltext, um Folgendes hervorzuheben:
- die Themen und die Schlüsselwörter,
- die Hauptgedanken, Schlüssel- und Schlusssätze,
- den Texttyp, die Informationskategorien des Textes und die Textstruktur
Mach dir Notizen zu folgenden Elementen:
- zur Quelle (Vor- und Nachname des Autors, Titel, Datum und Ort der Veröffentlichung, URL etc.),
- zu den wesentlichen Gedanken, Tatsachen, Handlungen, Ereignisse im Text,
- zu den Erklärungen, die Hauptgedanken untermauern (z. B. Gründe/Ursachen oder Auswirkungen).
Zum Schluss verfasst du eine Gliederung des Textes, um das Grundgerüst für deine Zusammenfassung zu schaffen. Schreibe die wesentlichen Punkte jedes Abschnitts in die Gliederung, die du angefertigt hast.
Wenn der Text ein kurzes Fragment ist, behandle jeden Absatz des Textes.
Sämtliche bislang empfohlenen Methoden und Vorgehensweisen möchten dich zum „hinterfragenden Lesen“ ermutigen, der absolut erforderlichen Vorstufe für jeden Versuch einer Zusammenfassung.
NOTIZEN überprüfen und ordnen
Nachdem du den Text gründlich gelesen hast, ordne alle deine Notizen zu einem Abriss-Entwurf, der die Haupt- und Nebengedanken (die die Hauptgedanken untermauern) enthalten soll. Dann denke darüber nach, was du in deine Zusammenfassung aufnehmen oder eben nicht aufnehmen möchtest, was du auf der Grundlage deines Arbeitsauftrages entscheidest.
Schließlich kannst du auch grafische Hilfsmittel verwenden, um dein Verständnis des Textes auszudrücken:
- Setze Mindmaps ein, um die Elemente des Texts strahlenförmig (mit einer konzentrischen Setzung der Prioritäten) anzuordnen: Ereignisse, Tatsachen, Figuren, Handlungen und Gedanken.
- Setze Begriffspläne ein, um die Beziehungen zwischen in dem Text enthaltenen Gedanken sichtbar zu machen.
- Setze Abrisse ein, um die verschiedenen Textelemente zu strukturieren und Schwerpunkte zu setzen.
- Setze Netze ein, um die verschiedenen Kategorien von miteinander verbundenen Informationen in dem Text aufzuzeigen.