DISKURSMODI in fiktionalen und nichtfiktionalen Werken
Diskursmodi beziehen sich auf die Methoden, mit deren Hilfe der Text vorangetrieben wird, oder auf die Art und Weise, wie Autorinnen und Autoren ihren Leserinnen und Lesern die Informationen übermitteln.
Die am häufigsten verwendeten Diskursmodi sind folgende:
- Erzählung
- Beschreibung
- Erklärung
- Argumentation.
Diese Diskursmodi werden durch Kategorien, Konventionen und angestrebte Funktionen von sprachbasierter Kommunikation, also von Schreiben und Sprechen, definiert.
Diese oben angeführten Diskursmodi finden sowohl in fiktionalen (literarischen) als auch in nichtfiktionalen Werken Anwendung. Auf sie wurde auch unter Texttypen eingegangen, wo eine allgemeine Einteilung schriftlicher Texte auf der Grundlage von Funktion und Bedeutung vorgenommen wurde.
Die Funktion einer Erzählung ist es, eine Geschichte zu erzählen. Erzählungen umfassen typische Elemente: die Perspektive (persönlich oder unpersönlich), die „Stimme“ (die die Geschichte wiedergibt), die zeitliche Perspektive (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft). Jede Erzählung hat einen Erzähler, der in der Handlung als Figur vorkommt oder nicht, und den der Autor/die Autorin dazu benützt, die Geschichte den Leserinnen und Lesern zu vermitteln. Eine Erzählung kann man daran erkennen, das Figuren vorkommen sowie Handlungsabfolgen, die kausal oder chronologisch verbunden sind.
Eine Beschreibung ist eine Textsorte, die eine (verbale) Präsentation von Objekten, Phänomenen, Situationen, Figuren etc. umfasst. Mit Beschreibungen vermittelt man typischerweise Nebengedanken, indem man sich auf alle möglichen Details konzentriert, die meistens sensorischer Natur sind: Farbe, Textur, Größe, Material, Geruch, relative Position etc.
Eine Beschreibung erkennt man daran, dass relativ viele Nomen und Adjektive verwendet werden, hingegen eher weniger häufig aussagende Verben.
Eine Erklärung gibt üblicherweise Informationen weiter. Die Funktion der Erklärung ist es, Gedanken, Tatsachen, Handlungen und Situationen zu erklären und zu analysieren. Daher steht die Erklärung zumeist am Anfang einer Geschichte, um die Leserinnen und Leser mit Hintergrundinformationen zu versorgen.
Erklärungen werden auch für Übergänge verwendet, damit die Leserinnen und Leser neue Szenen oder Zusammenhänge im Text verstehen können.
Die Argumentation ist ein Diskursmodus, mit dessen Hilfe der Autor versucht, die Gültigkeit einer Idee, Theorie oder Ansicht zu beweisen. Die Argumentation hat auch die Funktion, die Leserin oder den Leser von der Sichtweise des Autors zu überzeugen.
Wie bereits unter 3.2.1 Texttypen angeführt, beschränken sich die wenigsten Texte auf die Verwendung nur eines Diskursmodus. In einer Erzählung etwa kann man erklärende oder beschreibende Teile finden.
Weitere gerne verwendete Diskursmodi sind Dialog und Monolog.
Ein Dialog ist eine Erzählweise, die die direkte Übertragung des Gesprächs zwischen zwei oder auch mehreren Figuren darstellt. Dialoge bringen Dynamik in die Geschichte, vermitteln den Eindruck von Authentizität und dienen als Mittel der indirekten Beschreibung.
Einen Dialog kann man an der Verwendung bestimmter Verben erkennen, wie etwa: sagen, behaupten, fragen, bitten etc., gefolgt von der wörtlichen Widergabe der Äußerungen der Figuren.
Ein Monolog ist eine Erzählweise, die die direkte Übertragung der Äußerungen, aber auch der Gedanken oder Gefühle einer Figur (innerer Monolog) darstellt. Einen Monolog kann man an der ununterbrochenen Rede einer Figur erkennen sowie am Nichtvorhandensein verbaler Reaktionen darauf.
GEGENSTAND und DRAMATISCHE STRUKTUR
Wenn du ein fiktionales, literarisches Werk zusammenfassen möchtest, verwechsle nicht die Aussage der Arbeit mit seinem Gegenstand. Der Gegenstand ist ein Thema, das als Hintergrund für ein literarisches Werk dient, während eine Aussage eine Meinung zu diesem Gegenstand darstellt.
So etwa könnte ein Schriftsteller/eine Schriftstellerin den Gegenstand Krieg für seine Erzählung wählen und die Aussage wäre die persönliche Meinung des Autors/der Autorin, dass der Krieg ein Fluch für die Menschheit ist. Der Gegenstand eines literarischen Werks ist die Gesamtheit der Ereignisse in Raum und Zeit, wie sie im literarischen Text dargestellt werden.
Der Gegenstand wird üblicherweise als Abfolge von „Momenten“ oder „Punkten“ dargestellt, die die dramatische Struktur des literarischen Texts definieren:
- Exposition (einführender Teil) – jener Teil der Geschichte, der zu Beginn den Hintergrund liefert
- Einsetzen der Handlung (Intrige) – hier kommt es zu einem Konflikt und wird eine Reihe von kausal miteinander verbundenen Ereignissen ausgelöst
- Entwicklung der Handlung – die Abfolge der Ereignisse, die durch die Intrige ausgelöst wird
- Höhepunkt – der Moment oder Punkt mit dem höchsten Maß an dramatischer Intensität, üblicherweise ein Wendepunkt in der Entwicklung der Ereignisse
- Auflösung – der Punkt, der die Beilegung des Konflikts markiert.
Moderne literarische Werke folgen nicht immer genau der oben angeführten dramatischen Struktur: Die einzelnen Momente können nicht klar voneinander abgegrenzt werden oder sie werden nicht in dieser Reihenfolge präsentiert.
Die folgenden Hinweise können dir dabei helfen, die dramatische Struktur eines Textes zu erkennen:
Die Exposition (der einführende Teil) enthält üblicherweise Angaben zu Ort und Zeit der Handlung; sie weist keine dramatische Intensität auf und enthält oft beschreibende Elemente.
Das Einsetzen der Handlung (Intrige) ist ein spannungsgeladener Moment, üblicherweise von kurzer Dauer, der den Konflikt auslöst.
Die Entwicklung der Handlung ist der längste Teil des Werks und beschreibt die tatsächliche Abfolge von Ereignissen sowie unerwartete Wendungen, die mehr oder weniger emotional aufgeladen sind.
Der Höhepunkt ist der Moment, wo der Konflikt seine maximale Intensität erreicht und es scheint, dass keine Auflösung für die Krise möglich ist; vom zeitlichen Gesichtspunkt her ist die Handlung hier oft auf einen kurzen Zeitraum komprimiert.
Die Auflösung spiegelt das neue Gleichgewicht wider, nachdem der Konflikt beigelegt ist.
Die drei kleinen Schweinchen
Exposition
Es waren einmal drei kleine Schweinchen, die wollten alle ein Haus bauen. Eins baute ein Haus aus Stroh, das zweite baute ein Haus aus Holz. Sie bauten ihre Häuser in sehr kurzer Zeit und sangen und tanzten den ganzen Tag, denn sie waren faul. Das dritte kleine Schweinchen schuftete den ganzen Tag und baute sein Haus aus Ziegelsteinen.
Einsetzen der Handlung
Ein großer, böser Wolf sah die zwei kleinen Schweinchen, die da tanzten und spielten, und dachte sich: „Was die wohl für eine zarte, saftige Mahlzeit abgeben werden!“ Er jagte den beiden Schweinchen hinterher, doch die rannten in ihre Häuser und versteckten sich dort.
Entwicklung der Handlung
Der große, böse Wolf ging nun zum ersten Haus, hustete und prustete und blies das ganze Haus in kürzester Zeit um. Das verängstigte kleine Schweinchen rannte zum Haus des zweiten Schweinchens, das aus Holz gebaut war. Da kam der große, böse Wolf auch zu diesem Haus, hustete und prustete und blies auch dieses Haus im Nu um. Nun waren die zwei kleinen Schweinchen völlig verängstigt und rannten zum Haus des dritten Schweinchens, das aus Ziegelsteinen gebaut war.
Höhepunkt
Der große, böse Wolf hustete und prustete wieder und wollte das Haus umblasen, doch es gelang ihm nicht. Er versuchte es stundenlang, aber das Haus war sehr fest gebaut und die drei kleinen Schweinchen waren sicher in seinem Inneren. Dann versuchte der Wolf, durch den Kamin hineinzugelangen, doch das dritte kleine Schweinchen machte unterhalb ein Feuer an, brachte einen großen Kessel Wasser zum Kochen und beließ ihn dort. Der Wolf fiel hinein und starb.
Auflösung
Den zwei kleinen Schweinchen tat es nun leid, dass sie so faul gewesen waren. Auch sie bauten sich nun Häuser aus Ziegelsteinen und lebten glücklich bis an ihr Ende.
FIGUREN eines literarischen Werks
Die Figur eines literarischen Werks hat eine fiktive Identität, die sich von jeder realen Figur unterscheidet, auch wenn nach einem realen Vorbild modelliert wurde. Literarische Figuren können eingeteilt werden in:
- Hauptfigur (Protagonist), Nebenfigur, episodische Figur (nach ihrer Wichtigkeit)
- Einzelfigur, Kollektivfigur (nach ihrem Grad der Individualisierung)
- statische Figur (die sich nicht ändert) oder runde Figur (komplex, nuanciert).
Autor/innen verwenden verschiedene Techniken, um Figuren in ihren literarischen Werken darzustellen; sie tun dies entweder:
- direkt: durch die Stimme des Erzählers, durch andere Figuren oder auf dem Weg der Selbstcharakterisierung,
- indirekt: durch die Handlungen, Haltungen oder die Sprache der Figuren selbst.
Ihre Beziehungen zu anderen Figuren, das Umfeld, in dem sie leben, oder ihre Kleidung sind weitere indirekte Techniken zur Darstellung einer Figur in einem literarischen Werk.
Wenn du für deine Zusammenfassung eine Figur sichtbar machen möchtest, ist zu empfehlen, dass du mehrere Stufen durchläufst:
Lies den Text sorgfältig durch
Bestimme den Status der Figur in Hinblick auf:
- das Ausmaß seiner Mitwirkung an der Handlung (Protagonist, Nebenfigur, episodische Figur)
- den Grad der Individualisierung (Einzelfigur, Kollektivfigur)
- inwieweit bestimmte typische Verhaltensmuster oder Wesenszüge gegeben sind.
Lege die wichtigsten Charakterzüge für die zu untersuchende Figur fest und veranschauliche diese Züge durch Zitate oder mit Verweis auf bedeutsame Ereignisse oder Situationen.
Wähle aussagekräftige Passagen zur Veranschaulichung der körperlichen oder psychischen Merkmale der Figur aus und erläutere die angewendeten Techniken der Charakterisierung.
Mache durch Beispiele die ermittelten Charakterisierungstechniken sichtbar.
Stelle die Beziehung der untersuchten Figur zu anderen Figuren dar.
Zum Abschluss, erwähne die literarischen Mittel und Methoden der Charakterisierung, die das Bild einer Figur etablieren.
Der ERZÄHLER im literarischen Werk
Der Erzähler ist eine „Stimme“ im Text und darf nicht mit dem Autor/der Autorin verwechselt werden.
Der Erzähler ist ein Mensch, der eine Geschichte erzählt, und kann in folgende Kategorien unterteilt werden:
- subjektiv – emotional in die Handlung verstrickt
- objektiv – nicht emotional verstrickt, über den Dingen stehend
- allwissend – wissend, wie und was die Figuren denken, die Gründe für ihr Handeln kennend
- erzählende Figur – eine Figur, die an ihrer eigenen Erzählung mitwirkt
- „die Stimme“ – ein Erzähler, der nicht mit einer bestimmten Figur in Verbindung gebracht werden kann.
Zur Ermittlung des Status des Erzählers kannst du überprüfen, in welcher Person die Verben und Pronomen stehen. Falls sich die Erzählweise der ersten Person bedient, ist der Erzähler auch eine Figur der Handlung (Ich-Erzähler). Wenn für die Erzählweise die dritte Person verwendet wird, ist der Erzähler keine Figur, sondern nur eine unpersönliche Stimme.
Bestimmte Hinweise lassen auf die emotionale Verstrickung des Erzählers schließen: die Verwendung der ersten Person Einzahl in Verbindung mit Kommentaren, Verben im Imperativ und ausdrucksstarke Zeichensetzung zeigen, dass der Erzähler subjektiv ist.
Hinweise auf ZEIT und RAUM
Zeitliche Indikatoren sind Anhaltspunkte für die zeitliche Abfolge der Handlung in dem Text. Zur Ermittlung von zeitlichen Indikatoren schaut man sich am besten die Zeitadverbien (Temporaladverbien) an, Nomen, die ganz bestimmte Momente des Tages oder der Woche anzeigen, sowie Monate, Jahreszeiten, Jahreszahlen, historische Schlüsselereignisse, Zahlen zur Angabe der Tageszeit etc.
Räumliche Indikatoren geben den räumlichen Zusammenhang der Handlung genau an oder lassen ihn vermuten. Räumliche Indikatoren sind üblicherweise in Wörter verpackt, die den Ort der Handlung angeben:
Ortsadverbien (Lokaladverbien), Nomen, geografische Anmerkungen oder bekannte geografische Orte.
Der Ort der Handlung kann angesiedelt sein:
- im Freien: in der Natur, im Wald, an einem See, in einem Park etc.
- drinnen: in einem Raum, einem Gebäude, einer Wohnung, einem Zuhause etc.
- real: in einem Dorf, einer Stadt etc.
- erdacht / fantastisch: im Märchenreich, im Jenseits
- auf dem Planeten Erde: im Garten, auf der Straße oder
- im Universum: am Himmel, auf dem Mond, in der Galaxie).
Die Indikatoren von Zeit und Raum helfen dir, die Handlung und Gegebenheiten jedes Werks zu verstehen, sei es nun fiktional oder nichtfiktional. Wenn sie für den Gegenstand und die Gedanken in dem Text, den du zusammenfassen möchtest, wichtige Elemente darstellen, musst du Informationen über Zeit und Raum in deine Zusammenfassung aufnehmen.
BEISPIEL für eine Zusammenfassung – Handlung und Hauptfigur eines Theaterstücks
Die beschreibende Zusammenfassung eines der absoluten Meisterwerke der Weltliteratur: König Lear von William Shakespeare
Die unten stehende Zusammenfassung wurde nach der sehr gelungenen Abhandlung auf Wikipedia (auf Englisch) angefertigt.
Keine Angst vor Shakespeare!
Eine Zusammenfassung der Tragödie „König Lear“ von William Shakespeare
Das Stück. König Lear ist eine Tragödie von William Shakespeare und eines seiner größten Werke. Das Stück stellt den allmählichen Verfall in den Wahnsinn der Titelfigur dar und die tragischen Folgen der Übertragung seines Königreichs an seine beiden ältesten Töchter, die sich auf ihre Schmeicheleien gründete. Die Tragödie ist ein Meisterstück kritischer Beobachtung der Natur menschlichen Leids und verwandtschaftlicher Beziehungen.
Die Handlung. Lear, König Britanniens, möchte sein Königreich unter seinen drei Töchtern aufteilen. Der größte Teil des Reiches soll an jene Tochter gehen, die ihre Liebe zu ihm am besten zeigen kann. Goneril und Regan, die älteren Töchter, schmeicheln ihrem Vater mit Worten. Nur Cordelia, die Jüngste und Lears Lieblingstochter, spricht geradeheraus und ehrlich mit ihm. König Lear lässt sich von Cordelias Antwort täuschen und verbannt sie. Die beiden älteren Töchter erben Britannien, Lears Königreich. Doch Lear muss rasch feststellen, dass er eine schreckliche Entscheidung gefällt hat: Goneril und Regan erniedrigen ihn, sind grausam zu ihm und schmieden ein Komplott, um ihn zu töten. Von seinen Töchtern betrogen flieht Lear vor ihnen, nur von seinem Hofnarren und zwei treuen Edelleuten begleitet. Jener Edelmann, der Lear vor seinen älteren Töchtern gewarnt hat, wird zur Strafe grausam geblendet.
Langsam verfällt Lear in völligen Wahnsinn.
Als Frau des Königs von Frankreich kehrt Cordelia mit einer Armee zurück, um ihrem Vater zur Hilfe zu eilen. Die Franzosen werden geschlagen, doch Lear, Cordelia, Goneril und Regan sterben. Lears getreue Edelmänner tragen unter großer Trauer weiterhin Sorge für das Königreich.
Die Hauptfigur. König Lear, die zentrale Figur der Tragödie, ist ein der komplexesten Figuren Shakespeares. Lear wird als naiv und freundlich dargestellt, aber auch als leidenschaftlich und grausam, als unfreundlich und doch dann mitfühlend. Dass er absurderweise so erpicht darauf ist, leeren Schmeicheleien Glauben zu schenken, kostet ihn und viele andere Menschen das Leben.
Doch Lear ist eine Figur, dessen Strafe am Ende seine törichten Irrtümer weit übersteigt.
Im Laufe des Theaterstücks wird dem Publikum vor Augen geführt, wie Lear aus seinen Fehlern lernt und ein besserer Mensch wird: bescheiden und fürsorglich.